artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Granit Bleu de Vire, geschnitten (1987/88)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

Ulrich Rückriem (*1938)
1987/88
Granit

Die Steinskulptur von Ulrich Rückriem stand ursprünglich vor der Westfalenbank in der Huestraße und war als Auftragsarbeit auch für genau diesen Ort konzipiert. Sie besteht aus einem durch einen senkrechten Schnitt in zwei Hälften geteilten 6 m hohen Granitblock aus der Normandie. Die beiden Hälften sind versetzt zueinander wieder zusammengefügt, so dass die Schnittflächen sichtbar werden. Die Rückseite dagegen ist völlig plan geschliffen. Die Arbeitsschritte sind angegeben als gespalten, geschliffen, poliert, placiert.

Am ursprünglichen Aufstellungsort vor der Westfalenbank in der Huestraße stand die plane Rückseite der Plastik exakt in der Fluchtlinie des vorgezogenen älteren Gebäudeteils und deshalb mit drei Metern Abstand vor dem neueren Gebäudeteil zur Kortumstraße hin.

Beim Festakt zur Einweihung 1988 sahen die Experten eine neue Qualität für die Stadt. Prof. Max Imdahl sah dieses herausragende Werk als konkrete Kunst auf der radikalsten Stufe. und setzte die Skulptur in Beziehung zu der Skulptur „Konstruktion 1937“ von Max Bill am Kunstmuseum: Für Bill sei die Form entscheidend, für Rückriem das Material.

Nach dem Aus für die Westfalenbank wurde das Bankgebäude 2008 verkauft und wesentlich verändert. Die Rückriem-Skulptur war dem Umbau im Weg und wurde per Schenkung der Stadt Bochum übereignet. Im Herbst 2008 wurde die Skulptur nach einigen Schwierigkeiten an den neuen Standort am Kunstmuseum versetzt.

Seit 1968, wohl auch inspiriert durch eine USA Reise und die Berührung mit Konzepten der Minimal Art, arbeitet Ulrich Rückriem häufig mit Stein als Ausgangsmaterial. Er reduzierte seine Arbeitstechnik auf zurückhaltende Eingriffe in den steinernen Block: Schnitt bzw. Spaltung und nachfolgendes Zusammenführen der Teile. Wie von selbst scheinen auf diese Weise stereometrische Grundformen zu entstehen, deren Umrisse und Teilungsmuster wiederum auf den Ort ihrer Ausstellung verweisen. Doch schätzt Rückriem insbesondere auch den stofflichen Charakter der rauen, steinernen Oberfläche, deren Farbigkeit und Licht.

Der Rang von Ulrich Rückriem unter den deutschen Bildhauern ist international unbestritten. Im Grunde ist er, richtig verstanden, ein klassischer Bildhauer: er geht in den Steinbruch, wählt die Steine aus und legt selbst mit Hand an, meißelt ihnen aber nicht eine fremde Gestalt ein, sondern holt den sinnlichen Eigenwert des Steinrohlings heraus, entweder dadurch, dass er den optimalen Ausschnitt einer unberührten Oberfläche bestimmt oder durch Polieren den inneren Charakter dieses Steins freilegt. Der handwerkliche Eingriff: die Brechspuren und Fugenschnitte; der künstlerische: die Proportion und Abstimmung der Seiten zueinander, also reine Form.
(Georg Jappe, „Rundgang / Guide“, Kurzführer Skulptur Projekte 1987)

2008 hat Ulrich Rückriem sein Archiv den Kunstsammlungen der RUB Bochum übergeben.

Standort:
ursprünglich vor der Westfalenbank, Huestraße
jetzt Kunstmuseum Bochum
Kortumstraße 147 / Bergstraße
44787 Bochum

Im Schlosspark Haus Weitmar:
Dolomit geschnitten
Dolomit gespalten

Am Kunstmuseum Bochum:
Olympia Hymne
Sculpture du Sol
Nebenfluss
Konstruktion 1937
Bataille
Grande Ruota
Skyline

Nachlesen:
Wikipedia: Ulrich Rückriem
Der Westfalenbänkler: Heute vor 25 Jahren - unsere Bank erhält einen "Rückriem"!
galerie m bochum: Ulrich Rückriem
nrw-museum: Ulrich Rückriem
skulptur projekte 1987: Ulrich Rückriem in Münster
RUB Presseinfo: Archiv Ulrich Rückriem (2008)

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Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2004  Bochum ist seit 100 Jahren Großstadt.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1800 von 6000 Arbeitsstellen werden abgebaut.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

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